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Dienstag, 19 März 2013 04:24

Frederik VIII`s Palace

 

Großartiger Quartband aus Dänemark in englischer Sprache

 

 

Herausgegeben von Mads Falbe-Hansen. Übertragung ins Englische: Karen Steenhard und Kirsten Lytsen. Erschienen im Aristo Bogförlag, København (2010)

 

Der Prachtband sechs Jahre Renovierungsarbeiten dokumentiert das Baugeschehen auf Schloß Amalienborg in Kopenhagen. Zahlreiche Grundrisse, Skizzen sowie Modellabbildungen informieren ausführlich über das Ergebnis dieser Arbeiten. Auffaltbare Tafeln ermöglichen eine breite Panoramasicht auf Tapisserien der Flure und Türen. Großformatige Aufnahmen der fertig gestellten Räumlichkeiten und die königlichen Bewohner werden vorgestellt. Die ästhetisch wirksamen Aufnahmen im Buch sind von Roberto Fortuna und Torben Eskerod.

 

Der Platz vor Schloß Amalienborg war als Hauptstraße eines neuen Stadtplans vorgesehen, der als einer der freundlichsten in ganz Europa gelten sollte. Die Planung von Frederiksstaden begann 1749, indem eine Reihe Kopenhagener Schiffsmagnaten und reicher Kaufleute beschlossen, die Stadt in seiner zivilen Ausdehnung weiter zu expandieren. Die zentrale Bedeutung des klassizistisch anmutenden Schlosses Amalienborg ist ein Resultat aus dieser Planung. Die weitläufige Anlage hat durchaus städtebaulichen Charakter. Als Vorbild galt die Entwicklung der Gartenstadt.

 

Entworfen hatte das Schloss der dänische Architekt Nicolai Eigtved (1701 - 1754) der eine Anzahl an Bauten in Dänemark errichtete. Er ist Mitbegründer des dänischen "Neoklassizismus" und gilt als Kenner des Rokoko. Zu seinen Bauten zählt auch Schloss Friedrichsruh in Schleswig-Holstein.

 

Nach sechsjähriger Arbeit waren bis 2010 insgesamt 5200 m² Fläche erneuert worden. 250 Jahre währt das Gebäude mittlerweile. Zehn davon, während der Renovierungen, blieb Amalienborg unbewohnt.

Zusammen mit Architekten ist ein eigenes Restaurierungskonzept entwickelt worden. Dazu zählt, dass verschiedene Fußböden im Gebäude nur von einem Eingang aus erreicht werden konnten, weshalb eine zusätzliche Treppe eingebaut wurde.

 

Auf Goethes Farbenlehre wurde bei der Instandsetzung des farbig kolorierten Deckenstucks genauso Bezug genommen, wie auf die akzentuierte farbliche Abstufung einzelner nebeneinander und aufeinanderfolgender Räume im symmetrischen Aufbau des Schlossgebäudes.

 

Ein Kapitel "Art in the Palace" von Poul Erik Tøjner besteht aus einer Texteinführung und einem Bildteil, der sich ausschließlich mit der Neugestaltung innerhalb des Schlosses befasst. Höchste künstlerische Ansprüche kommen zur Geltung, wenn Wandbilder, Bodenfliesen und andere Bereiche neu und modern ausgestaltet worden sind. Einwohner in Amalienborg ist das dänische Kronprinzenpaar.

 

Autoren und beteiligte Architekten sind:

Peder Elgaard - An urban focal point
Bente Scavenius - Interiors in turmail
Poul Schülein and Jens Andrew Baumann - Respect, additions an subtractions
Berit Møller - Balancing contrasts
Lin Rosa Spaabæck und Mette Thelle - Floral exuberance
Jacob Fischer - A triangular garden
Poul Erik Tøjner - The room meets us halfway
Poul Erik Tøjner - The individual works of art
Mads Falbe-Hansen - Six years of renovation in retrospect

 

Beteiligte Künstler

  • Kaspar Bonnén (*1968) fertigte die Wandmalereien im Speisezimmer an. Die Malerei schafft ein Kaleidoskop mit labyrinthischem Verlauf. Bei genauerem Hinsehen werden Figuren erkennbar: ein Mann im Wald, einer Tasse und ein Bücherregal. Differenzierte Räumlichkeit und abstrakte Figuren sind Merkmale in Kaspar Bonnéns Arbeit.

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  • Jesper Christiansen (*1955). Von ihm sind die Wände im Flur gestaltet. Er malte die über mehrere Wände langgezogene Weltkarte mit Kontinenten.

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  • Erik A. Frandsen (*1957) hat zwei Räume auf Amalienborg dekoriert. Er malte das eindrucksvolle Blumen medallion in "marble stucco" Technik. Die Arbeit wurde mit zwei Mitarbeitern ausgeführt.

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  • Signe Guttormsen (*1964) gestaltete den Boden der Dachterrasse. Nutzte dafür Formen aus dem Fassadenprofil, wie sie vom Erbauer des Schlosses Nicolai Eigtved entworfen wurden.

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  • Eske Kath (*1975) ist inspiriert von der Kraft der Natur und des Universums. Die Sonne ist das Zentrum seiner beeindruckenden und farbenfrohen Malerei. Er bearbeitete die Decke im Konferenzzimmer.

  • John Kørner (*1967) malte ein spektakuläres Bild im Zimmer zum Festsaal. Er thematisierte den Afghanistan Krieg mit seinem Wandgemälde.

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  • Tal R (*1967) nannte sein Werk "Wir segeln" ("Vi sejler op") ein Kopenhagenbild, sagt der Künstler dazu.

  • Morten Schelde (*1972) malte ein zweiseitiges Bild. Eine Seite im Empfangszimmer beschäftigt sich mit dem Universum und der Galathea Expedition, einer dänischen Forschungsreise.

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  • Kathrine Ærtebjerg (*1969) malte ihr Bild in der Speisekammer aus einer Mischung von Jagd, Phantasie und Märchenwelt.

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  • Olafur Eliasson  (*1967) entwarf eine Installation mit 29 sphärischen Lampen im neuen Treppenhaus, welches die drei Etagen des Schlosses verbindet.

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Frederik VIII's Palace. restoration, rebuilding, artistic decoration
Herausgegeben von Mads Falbe-Hansen
Aristo Bogforlag, Kopenhagen, 1. Auflage 2010
gebunden Quartformat,  312 Seiten
Sprache: Englisch
Größe: 34 x 25 x 3,4 cm
ISBN 9788791984150 (English edition)

 

http://vg02.met.vgwort.de/na/efa75288c94b401282667adafd165fb7

Dienstag, 19 März 2013 04:21

rawmaterials

rawmaterilas - vom Baumarkt ins Museum  Katalog im Kerber Verlag zur Ausstellung im Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt bis 16. September 2012 sowie 2014 in der Städtischen Galerie Bietigheim-Bissingen und der Städtischen Galerie Delmenhorst

 

Im Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt läuft bis 16. September 2012 eine Ausstellung, die es in sich hat. Hier werden Gegenstände aus dem Baumarkt präsentiert, die zu Kunstwerken werden. Diese Übernahme aus dem Baumarkt kann natürlich nicht eins zu eins geschehen, das wäre zu einfach. Deshalb werden passende Produkte aus dem Regal ausgesucht. Nach Kenntnisstand der Kunst werden diese transformiert, um wie verwandelt in der Ausstellung wieder aufzutauchen. Das ist fein! Durch den künstlerischen Wandlungsprozess wird eine Kultur der Dinge geschaffen, die es sonst nicht gäbe. Es findet eine Auseinandersetzung mit Dingen statt, die über das Normale hinausgeht und beweist, der Mensch hat nicht nur zu funktionieren, sondern fordert nach eigenwilliger Interpretation. Dies geschieht zum Wohle des Menschen.

 

Die Ausstellung erlaubt bei großen Künstlern wie Fischli und Weiss oder Tony Cragg hinter die Kulissen zu schauen. Was Materialität bedeutet, kann aufgrund des Ausstellungskonzeptes direkt vermittelt werden. Material hat eine wesentliche Bedeutung im künstlerischen Prozess und bei der Bewertung von Kunstobjekten.

 

Eine besondere Rolle spielen Abfallprodukte, die bei der Arbeit anfallen und einen eigenen Reiz ausüben, wofür aber keine Verwendung mehr besteht. Welche temporär sind, solange auf der Baustelle nicht aufgeräumt ist. Diese verschwinden dann ungeachtet auf dem Müll.

 

So gesehen sind Mülldeponien wie Kunstwerke. Überall wo sich die menschliche Zivilisation niederläßt, entstehen Dinge, die bewußt oder unbewußt zum Ausdruck der Kultur werden.

 

Vordergründig geht es in dieser Ausstellung nicht um Recycling, wie dies bei Jean Tinguely oder Dieter Roth in deren Kunst aus Metall der Fall ist. Es geht allein um die Herangehensweise, indem eine Produktauswahl getroffen wird, die passend für künstlerische Zwecke erscheint. Der künstlerische Ausdruck steht im Vordergrund, nicht etwa Dekorationseffekte oder die Findung einer neuen Produktpalette für Baumarkt und Industrie. Hier muss streng unterschieden werden. Grenzen verschwimmen, auch der Plagiatsvorwurf könnte im Raum stehen. Nur die Fluktuation bei der Sache darf keinen Abbruch nehmen.

 

Eine Tatsache die verstärkt im Umgang mit Baumärkten stattfindet, wenn zum Beispiel Materialien für den Modellbau aus dem Baumarkt bezogen werden, obwohl in Baumärkten nur Verbrauchsmaterial aus dem Alltag vorgesehen ist. Es geht nicht um Zweckentfremdung, sondern um das Bedürfnis nach Veränderung. Der Kreativität des Menschen sind keine Schranken gesetzt.

 

Im Katalog wird sinnigerweise argumentiert, hätte es 1917 bereits Baumärkte gegeben, dann hätte Marcel Duchamp für seine berühmte "Fountain" bestimmt einer dieser Märkte aufgesucht, um seine "Readymades" zu schaffen.

 

Schleifpapier, Abflussrohre, Sperrholz, Tapeten oder Farbeimer – seit den 1960er-Jahren verwenden Künstler zunehmend solch einfachen Materialien aus dem Baumarkt für ihre Arbeiten. Da liegt der Begriff der Postmoderne nicht weit. Die Ironisierung nicht nur der Klassischen Moderne zählt zu den Eigenheiten der Epoche, die anscheinend bis jetzt Fortsetzung gefunden hat. Ist vielleicht etwas verfrüht um von einer Stilrichtung zu sprechen, die längst überwunden scheint. Spätestens mit dem neuen Jahrtausend sind andere Denkweisen gefordert. 


„Raw Materials“ präsentiert Skulpturen, Videos, Fotografien und Rauminstallationen von 35 internationalen Künstlern und gibt erstmals einen umfassenden Überblick über diesen bemerkenswerten Aspekt der zeitgenössischen Kunst. Die wohlbekannten Alltagsmaterialien entfalten überraschende ästhetische Wirkungen und werden bisweilen mit viel Humor und Witz behandelt. Dabei geht es nicht nur um den Realitätscharakter von Kunst sondern auch um die Mechanismen der Wahrnehmung durch den Betrachter.

 

Teilnehmende Künstler:
Arman, Michael Beutler, Hartmut Böhm, Bill Bollinger, Tony Cragg, Stefan Eberstadt, Mike Figgis, Fischli und Weiss, Christian Frosch, Tom Früchtl, Rolf Glasmeier, Knut Henrik Henriksen, Ottmar Hörl, Christian Jankowski, Alicja Kwade, Camill Leberer, Stefan Löffelhardt, Russell Maltz, Mathieu Mercier, Patrick Fabian Panetta, Katinka Pilscheur, Thomas Rentmeister, Anselm Reyle, Kai Richter, Benjamin Sabatier, Andreas Slominski, Haim Steinbach, Gerold Tagwerker, Heiko Tappenbeck, Artur Dieter Trantenroth, Günther Uecker, Timm Ulrichs, Martin Wöhrl, Erwin Wurm, Heimo Zobernig und Beat Zoderer.

 

Katalog:
79 farbige Abbildungen
Hardcover, gebunden, 144 Seiten
Größe; 17 x 23 cm

ISBN: 978-3-86678-727-8

 

Herausgegeben von Amely Deiss und Tobias Hoffmann
Vorwort von Tobias Hoffmann und Isabell Schenk-Weininge
Mit Beiträgen von Amely Deiss und Rasmus Kleine

Interviews mit Michael Beutler, Hartmut Böhm, Stefan Eberstadt, Christian Frosch, Tom Früchtl, Knut Henrik Henriksen, Ottmar Hörl, Camill Leberer, Stefan Löffelhardt, Mathieu Mercier, Patrick Fabian Panetta, Katinka Pilscheur, Thomas Rentmeister, Anselm Reyle, Kai Richter, Benjamin Sabatier, Gerold Tagwerker, Heiko Tappenbeck, Timm Ulrichs, Martin Wöhrl und Beat Zoderer

 

Gestaltung SOFAROBOTNIK, Augsburg & München

 

raw materials - Vom Baumarkt ins Museum  -  Kerber Verlag

 

http://vg02.met.vgwort.de/na/16d0fc052c6b49e2923d5a7f3998c822

Dienstag, 19 März 2013 04:19

Louis Kahn – The Power of Architecture

Der amerikanische Architekt Louis Kahn (1901-1974) gilt als einer der großen Baumeister des 20. Jahrhunderts. Mit komplexen Raumkompositionen und einer meisterhaften Licht-Choreographie schuf Kahn Bauten von archaischer Schönheit und universaler Symbolkraft. Ausstellung im Vitra Design Museum in Weil am Rhein. 

Dienstag, 19 März 2013 04:12

Sagrada Antoni Gaudí

Arsenal Filmverleih      Spieldauer: 93. Min.       Kinostart: 20. Dez. 2012

 

Ein Film von Stefan Haupt

 

Die «Sagrada Família» in Barcelona ist ein einzigartiges, faszinierendes Bauprojekt mit einem genialen, einst umstrittenen Vater – Antoni Gaudí – einer riesigen Familie von Mitwirkenden, einer Geschichte voller Höhenflüge und Abgründe und einer Unzahl von aufgeworfenen Fragen. Die Biographie dieses Bauwerkes – seit 1882 im Bau und heute gut zur Hälfte fertig gestellt, bildet die Kathedrale den Ausgangspunkt für Stefan Haupts Film SAGRADA – el misteri de la creació. Der Bau der Sagrada Família ist alles andere als abgeschlossen. Das Bauwerk entsteht und wächst, heute noch, und dies bereits seit über 125 Jahren. Wer war der Mann, der diese Kathedrale entworfen hat? Was trieb ihn dazu an? Wer waren seine Nachfolger? Wer sind die Menschen – Handwerker, Arbeiter, Künstler, Architekten – die heute an der Sagrada Família weiter arbeiten und sie vollenden wollen? Was treibt sie dazu an?Anhand dieser Menschen, die heute die «Kathedrale» bauen – vielleicht die letzte dieser Art – geht es darum, den Motiven nachzugehen, die uns Menschen zum Entwerfen und Errichten solcher Bauwerke bewegt haben. Es geht um ihr Wissen und ihre Erfahrung, um die Symbolik und die kulturellen Wurzeln, die darin verborgen sind, und um die kreative Schöpfungskraft, die hier ihren Ausdruck sucht und findet. Mitarbeiter aus den verschiedensten Bereichen geben Einblick in ihre Arbeit und erzählen aus ihrem Wissens- und Erfahrungsschatz:

 

Auf DVD 

Sagrada - el misteri de la creació

 

  Originaltitel     Regie     Darsteller     Sprachen     Untertitel     Länge     Bildformat                
  Sagrada - el misteri de la creació     Stefan Haupt     Jordi Bonet, Etsuro Sotoo     OV (Katalanisch, Spanisch, Englisch, Französisch, Deutsch) mit deutschem Kommentar     Deutsch, Englisch, Französisch     90 min.     16:9                 
                                                       
  Extras     Soundformat     Genre                                        
  49 Min.: Interviews, Trailer      2.0/ 5.1     Dokumentarfilm                                        

 

 

DVD bestellen: Xenia Film    Artikel-Nr.: 7611372651061 

 

 

Anmerkungen: 

 

Biographien – in welcher Form auch immer – interessieren und faszinieren mich. Sie konfrontieren mit der eigenen Geschichte. Wo kommt jemand her, wo steht er jetzt, wohin wird er gehen? Hätte das Leben auch einen anderen Lauf nehmen können? Erschaffen wir unsere Biographie selber, oder nimmt sie ihren eigenen, angelegten Verlauf? – Urfragen nach dem Leben und seinem Sinn. Genauso wie die Menschen haben auch Bauten und künstlerische Werke ihre Biographie und ihre Entstehungsgeschichte: Sie haben eine Herkunft, haben «Eltern», einen Moment der Zeugung, eine Geburt und ein Leben bis hin zur Vollendung – oder zur Zerstörung, zum Tod, und einem möglichen Weiterleben in veränderter Form. Auch diese Biographien faszinieren und berühren. Im Zentrum des vorliegenden Filmvorhabens steht die Biographie der «Sagrada Família», – die Biographie eines religiösen Bauwerks, das in der heutigen Zeit fast schon anachronistisch anmutet. Eine Biographie, die noch lange nicht zu Ende geschrieben ist, obwohl sie jetzt schon Bände füllt. Ich möchte diese Biographie «von unten und von innen her» erzählen, ausgehend von ihren Wurzeln, über den Alltag der Handwerker, Bildhauer, Architekten bis hin zu den aktuellen Fragen und Problemstellungen der Gegenwart. Langsam soll sich so auch die äußere Entstehungsgeschichte zusammensetzen – von den allerersten Skizzen über die historischen Bauetappen und den heutigen Stand der Arbeiten hinaus bis hin zur Vision einer dereinst vollendeten Sagrada Família.

 

 

DIE SAGRADA FAMILIA IN BARCELONA

 

Barcelona gilt seit jeher als Schmelztiegel der Kulturen und Religionen, ein Ort der Durchmischung und Integration, mit Wurzeln bis tief hinein in die Geschichte des Abendlandes. Hier leben und haben gelebt: Iberer, Römer, Katholiken, Katharer, Muslime, Juden ...

 

Der heilige Gral, wie er in Wolfram von Eschenbachs Gralsroman beschrieben ist, soll gewissen Legenden zufolge in den Bergen von Montserrat (Montsalvat) zu finden sein. Heute hat Katalonien, mit seinem urbanen Zentrum Barcelona, innerhalb von Spanien einen Autonomiestatus und das Selbstverständnis als «historische autonome Gemeinschaft» ist von enormer Bedeutung für seine Bewohner. Ein Ort also, wo die abendländische Geschichte tiefe Wurzeln geschlagen, sich aber auch immer wieder angepasst, transformiert und erneuert hat. Hier wurde am 19. März 1882, am Namenstag des Heiligen Joseph, der Grundstein gelegt für den «Temple Expiatori de la Sagrada Família».

 

Der zuständige Diözesenarchitekt leitete die Bauarbeiten bis zur Errichtung der Kryptenkapitelle, doch schon bald kam es zu Streitigkeiten mit dem Bauverantwortlichen, und der Architekt gab das Projekt nach einem Jahr bereits wieder ab. Am 3. November 1883 wurde überraschend ein junger Architekt zum neuen Bauleiter ernannt: Antoni Gaudí. In den ersten Jahren kam die Arbeit gut voran, doch in den Folgejahren und speziell während des ersten Weltkrieges kam es wegen Geldmangels immer wieder zu Verzögerungen, hie und da gar zu einem Baustopp. Gaudí hatte von Anfang an einen Grundriss in Form eines lateinischen Kreuzes vorgeschlagen. Seiner Vorliebe für Symbolik folgend, legte er großen Wert auf bauliche und dekorative Elemente, die der Kirche Symbolgehalt verleihen sollten. Bei der Geburtsfassade etwa überziehen unzählige Skulpturen und Schmuckelemente die gesamte Fläche. Zwischen religiösen Motiven sieht man auch Pflanzen, Tiere, abstrakte Formen sowie zeitgenössische Skulpturen, – etwa einen Anarchisten mit einer Bombe in der Hand. Als Antoni Gaudí im Jahr 1926 starb, wurde die Bauleitung seinem Schüler un langjährigen Assistenten Domènech Sugranyes übertragen und von diesem zehn Jahre lang weitergeführt – bis Anarchisten 1936, nach Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs, die Werkstatt des verstorbenen Gaudí zerstörten. Originalentwürfe und Bauzeichnungen gingen in Flammen auf, Gipsmodelle zerbarsten in kleinste Teile. Tief verzweifelt legte Sugranyes sein Amt nieder und verstarb kurze Zeit später – aus Gram, wie seine hochbetagten Kinder Conxita und Ramon Sugranyes erzählen. Die Bauarbeiten an der Sagrada Família wurden vollständig eingestellt. Erst 1954 machte man sich daran, die Arbeit wieder aufzunehmen. Und 1976, ein Jahr nach General Francos Tod, konnten die vier neuen Türme der Passionsfassade eingeweiht werden. Heute wird an allen Ecken und Enden mit einem nie dagewesenen Tempo gearbeitet und weiterentwickelt. Der Innenraum der Kirche, der weitgehend fertig ist, wurde am 7. November 2010 von Papst Benedikt XVI geweiht. Zusammen mit der immer noch wachsenden, wuchernden Außenbaustelle zieht die Sagrada Família mittlerweile jährlich gegen drei Millionen Besucher aus aller Welt an. Denn der geheimnisvolle Prozess des Entstehens und Erschaffens scheint zum Greifen nahe, ist physisch spürbar. Er führt, im Film, von der Krypta über die Geburts- und die Passionsfassade bis hin zur unvollendeten Glorienfassade: einer immens großen, weißen Wand, leer und nackt, offen für Projektionen aller Art. Und er führt weiter in die Höhe, zu der Baustelle in schwindelerregender Höhe, wo fünf Baukräne auf dem Kirchenschiff stehen, um weitere 6 der insgesamt 18 Türme in Angriff nehmen zu können. Einer von ihnen, der Christusturm, soll sich dereinst 170 Meter in die Höhe erheben und zum höchsten Kirchturm der Welt werden. Schätzungen der Bauleitung zufolge soll dies bis 2026 der Fall sein, zur Feier des hundertsten Todestages von Antoni Gaudí.

 

 

STEFAN HAUPT Biografie

 

1961 geboren in Zürich

1978-79 Matura Typus B, Klavier-, Oboen- und Gesangsunterricht, Chorleiter

1985-88 Schauspiel Akademie Zürich (Diplom als Theaterpädagoge)

 seit 1989 freischaffender Filmemacher und Regisseur

 seit 2004 Gründung der Fontana Film GmbH

2008 - 10 Präsident Verband Filmregie und Drehbuch Schweiz (ARF/FDS)

Verheiratet, wohnt mit seiner Familie in Zürich

 

 

 

STAB

 

Buch und Regie Stefan Haupt 

Kamera Patrick Lindenmaier

Ton Francesc Canals

Schnitt Christof Schertenleib

Schnittassistenz Claudia Lorenz

Sprecher Hanspeter Müller-Drossaart

Kommentar Stefan Haupt, Martin Witz

Musik J. P. Goljadkin

Tonschnitt / Mischung Guido Keller

Lichtbestimmung Patrick Lindenmaier

Titel Brigae Haelg

Produktionsleitung Barcelona Marta Castañé

Produktionsassistenz Barcelona Carolina Trujillo

Produktionsassistenz Schweiz Christa Gall

Kamera 2nd Unit Antonio Pérez Molero 

Helipistas Sl Sergi Alarcón

Ton 2nd Unit Gerard Tàrrega

 

 

 

BESETZUNG

 

Jaume Torreguitart Vorarbeiter

Etsuro Sotoo Bildhauer

Jordi Bonet i Armengol Chefarchitekt

Joan Rigol i Roig Alt-Präsident Stiftung Sagrada Família

Joan Bassegoda i Nonell Architekturprofessor Cátedra Gaudí

Raimon Panikkar Professor Religionsphilosophie

Lluís Bonet i Armengol Priester

Conxita und Ramon Sugranyes i de Franch Zeitzeugen

David Mackay Städteplaner und Architekt

Mariona Bonet Architektin

Josep Maria Subirachs Bildhauer

Judit Subirachs-Burgaya Kunsthistorikerin

Jordi Savall i Bernadet Musiker und Dirigent

Josep Tallada Modellbauer

Mark Burry Architekt

Joan Vila-Grau Glasmaler

Luard Bonet Glaser

Ramon Espel i Rosell Bauleiter

Anna Huber Tänzerin

 

 

 

http://vg02.met.vgwort.de/na/de23f74914bc4151acaf601c24871a74

Dienstag, 19 März 2013 04:11

Behnisch Bundestag in Bonn 2012

https://flic.kr/s/aHsjCHpBSv

 

Tagesfahrt nach Bonn am 02. November 2012 (19 Bilder)

 

Im Dornröschenschlaf? Still ist geworden in Bonn vor dem früheren Bundestag. Das selten genutzte Gebäude hat 120 Mio. Euro gekostet. Jetzt finden dort Kongresse und Konferenzen statt. Etwas unpassend das Ambiente, weil dort der Bundestag vor dem Umzug nach Berlin tagte. Draußen vor der Tür steht das richtige, neugebaute Kongresszentrum, eine schwärzlich schimmernde und leerstehende Ruine, weil die Finanzierung bisher ungeklärt ist. Der koreanische Architekt hat seine Anteile am Bau wieder verkauft und sich klammheimlich ins Ausland abgesetzt. Was ist übrig geblieben von der Wacht am Rhein?  Ist das Pietät? Andererseits, für die Umgebung kann nur von Vorteil sein, wenn die Altlasten politischer Geschichte endlich verdaut werden. Zurückkommen werden die Abgeordneten bestimmt nicht mehr. Die sind weg! Hoffnungen der Stadt liegen jetzt auf der Zusprechung eines gehobenen Status als UN-Sitz. Dann  wäre die Lage gerettet. Im "Langen Eugen" war bereits eine Schlüsselübergabe an die neuen Mieter von der UN. Doch wirkliches Leben ist noch nicht eingekehrt. Die Stadt ist zwar attraktiv, die Straßen sind breit und offen. Viele bekannte Architekten haben gebaut, Helmut Jahn, Egon Eiermann oder Günter Behnisch. Sein Bundestag steht sogar unter Denkmalschutz. Der legendäre Schürmann-Bau ist auch nicht weit, wo einst eine große Überschwemmung am nahen Rheinufer noch während der Bauphasen für Wirbel sorgte. Das World Conference Center Bonn (WCCB) sollte aber bald aus seiner Umnachtung erwachen, sonst verwahrlosen die Gebäudeteile zusehends und sind in Zukunft nicht mehr zu gebrauchen. Die Folge wäre Abriss.

http://vg02.met.vgwort.de/na/100da236cedf4d40890e8d431a4e2089

 

(geb. 1946 in Alf a.d. Mosel) zählt zu den führenden Vertretern der Konkreten Kunst. Seine Bilder und Objekte wurden bereits in zahlreichen internationalen Ausstellungen präsentiert und gehören zur Sammlung der Pinakothek der Moderne in München und dem MoMA in New York.

 

Sein Umgang mit den streng mathematisch-geometrischen Gestaltungsprinzipien der Konkreten Kunst ist bemerkenswert. In seinen Bildern und dreidimensionalen Objekten bleibt kaum etwas dem Zufall überlassen: Jede Linie, Fläche und Form ist klaren mathematischen Regeln unterworfen, selbst die Tiefe der Bildobjekte unterliegt einem System. Dieses System ist nicht beliebig, sondern charakteristisch für seine Kunst: Als Hauptgestaltungsmerkmal nutzt er den „Goldenen Schnitt“, ein Teilungsverhältnis, welches von je her eine herausragende Beachtung in der Proportionslehre erfährt und als ausgesprochen harmonisch gilt. Der Goldene Schnitt bestimmt jedes Detail in Jo Niemeyers Werken. Bildaufbau und Konzeption entwickeln sich aus diesem einen Prinzip. Für Niemeyer steht die fortwährende Suche nach vollkommener Harmonie immer im Vordergrund. Sie spiegelt sich in den ausgewogenen und zugleich spannungsvollen Gestaltungen seiner Bilder und wird durch die einfache, aber klare und kräftige Farbgebung in gelb, rot und blau sowie schwarz und weiß perfektioniert.

 

„Ich freue mich sehr, dass wir in diesem Jahr mit Jo Niemeyer einen der bedeutendsten Vertreter der Konkreten Kunst für die mathematische Kunstausstellung gewinnen konnten. Seine Werke, die er gemeinsam mit seiner Frau Tuula herstellt, sind bereits in zahlreichen Museen und Sammlungen vertreten. Mit seinem Hauptthema, dem Goldenen Schnitt, greift er ein Thema auf, das auch in zahlreichen Experimenten des Mathematikums zu finden ist.“, sagt Prof. Beutelspacher, Direktor des Mathematikum. In der Ausstellung sind über 35 seiner Arbeiten zu sehen. Angefangen mit Zeichnungen und Malerei über dreidimensionale Objekte bis hin zu einem seiner Hauptwerke, dem Land-Art-Projekt „In 20 Schritten um die Erde…“, einem Kunstprojekt, das die ganze Erde umschließt.

 

Als Goldenen Schnitt bezeichnet man ein bestimmtes Teilungsverhältnis einer Strecke oder anderen Größe, bei dem das Verhältnis des Ganzen zu seinem größeren Teil (auch Major genannt) dem Verhältnis des größeren zum kleineren Teil (dem Minor) entspricht. Als Formel ausgedrückt (mit a als Major und b als Minor) gilt:

Aplusb

 

Quelle: Wikipedia

 

Die Ausstellung liefert zahlreiche neue Erkenntnisse, die durch ihre unerwartete Einfachheit und Kreativität überzeugen und die Besucher staunen lassen. „Niemeyers Bilder haben eine solche Eigendynamik und positive Wirkung, dass sie zugleich jeden Nicht-Mathematiker in ihren Bann ziehen. Die interaktiven Exponate des Mathematikums sind keine Kunstwerke im engeren Sinne, genauso wenig, wie die Bilder der Konkreten Kunst unmittelbar mathematische Erkenntnisse liefern. Dennoch zeichnen sich beide durch das gemeinsame Ziel aus, eine der abstraktesten Wissenschaften in die reale Welt zu übersetzen.“, so Beutelspacher.

 

Biografie des Künstlers

 

1946                          in Alf an der Mosel geboren

1962-65                     Ausbildung im grafischen Beruf, Fotografie

1966                          erste Bilder mit geometrischen Strukturen

1966-67                     Studienaufenthalte in Kanada, USA und Skandinavien

1967-68                     Studium am Institut für Industrielles Design „Ateneum“ in Helsinki

1970                          Beginn der freien künstlerischen Tätigkeit

1971                           1979                          „Modul 618“ entsteht

1983-86                     Lehrtätigkeit an der finnischen Kunstakademie in Helsinki

1989                          erste Entwürfe Land-Art Projekt »20 Steps«

1997                          Installation „20 Steps around the globe“ Ropinsalmi/Finnland-Nickle/GUS

2005                          „light“-Project, Mt. Toubkal, Marokko

2005                          „Oxford2Oxford“-Installation, The Queen's College, Oxford, GB

 

Jo Niemeyer lebt und arbeitet in Deutschland, Frankreich und Portugal.

 

 

Einzelausstellungen (Auswahl)

 

1980               Galerie von Bartha, Basel

1980               Galerie Wack, Kaiserslautern

1983               Galerie Artek Helsinki, Finnland

1984               Alvar Aalto Museum, Jyväskylä, Finnland

1991               Galerie Sankt Olof, Norrköping, Schweden

1996               Galleria Villa Jankovsky, Kajaani, Finnland

2001               Galerie Konkret, Sulzburg

2002               Hans Thoma Museum, Bernau

2003               Institut für Konstruktive Kunst Rehau, „divina proportione“

2006               Gallery Rogatka/University of Radom, Polen

2007               Kultur Forum Lodz, Polen

2009               Arithmeum, Bonn

 

 

Gruppenausstellungen (Auswahl)

 

1981               Kunsthalle Waaghaus Winterthur „Konstruktive Kunst aus Finnland“, Schweiz

1982               Museum Villa Malpensata Lugano, „arte dalla finlandia“, Schweiz

1986               Galerie der Künstler, München

1987               Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen, „mathematik in der kunst“

1989               „arte sistemático y constructivo actual” Madrid, Spanien

1989               Ålands-Konstmuseum, Finnland

1990               „Graphica Creativa 90“ Alvar Aalto Museum, Jyväskylä, Finnland

1993               „art construit du rhin supérieur“ Belfort, Frankreich

1993               Museum für Konkrete Kunst Ingolstadt „energie“

1995               Forum Konkrete Kunst, Erfurt, „Zeichen der Zeit“

1996               Japan Museum, Okayama-ken, Japan „System 618“

1999               „Hommage à Vordemberge-Gildewart“, Kunsthalle Osnabrück

1999               „pure abstract art“ Mondriaanhuis, Amersfoort, Niederlande

2003               „Europe-concrete-reductive“ Architekturmuseum, Wroclaw, Polen

2003               Sammlung Rosskopf Freiburg „Grafikzyklen“

2003               Villa Kobe, Halle „konkrete kunst – einheit und vielfalt“

2003               New Art Centre Roche Court, „installation 2003“, England

2004               Studio Galerie, Warschau. „Konkrete Kunst aus Baden-Württemberg“, Polen

2004-08         Museum Polish Sculpture Centre Osonsko, Polen.

2010               „Form und Farbe Konkrete Kunst der Gegenwart in Europa" Kunstverein Halle

2010               Kunsthaus Nürnberg Dezember 2010 2011 National Museum Kielce, Polen

2012               Joint Mathematics Meetings, Boston/MA, USA

2012               „Dynamik und Statik in der geometrisch-konstruktiven Kunst" Arithmeum Bonn

2012               „Kunst aus dem 20. Jahrhundert" Galerie Neher, Essen

2012               „accrochage" galerie konkret, Sulzburg

 

Arbeiten von Jo Niemeyer wurden im In- und Ausland ausgezeichnet und befinden sich in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen, u.a. Stiftung für Konkrete Kunst/Reutlingen, Museum für Konkrete Kunst/Ingolstadt, Stadt Jyväskylä/Finnland, Finnish National Gallery/Helsinki, Mondriaanhuis/Amersfoort, Nickle Arts Museum/University of Calgary, National Museum/Krakau, Haus Konstruktiv/Zürich, Arithmeum/Bonn, Museum für Gestaltung/Zürich u.a.

Jo Niemeyer – Homepage:  www.partanen.de/jncom/jo_niemeyer/home.html

 

Ausstellungsdauer vom 27. 03. bis 12. 05. 2013

www.mathematikum.de  

http://vg02.met.vgwort.de/na/6c495f91ccbf479e85374d93b8c45611
Dienstag, 19 März 2013 04:09

Science Center experimenta Heilbronn

Das Berliner Büro studioinges konnte im Jahr 2007 den Wettbewerb für den Umbau und die Erweiterung eines alten Ölsaatspeichers aus den 1930er Jahren in Heilbronn zu einem Science Center für Naturwissenschaften und Technik gegen namhafte Konkurrenz für sich entscheiden.  

Dienstag, 19 März 2013 04:36

EXPO Milano 2015

Dienstag, 19 März 2013 04:32

J.P. Hölzinger Bad Nauheim

 

 

Bis 13. Januar 2013 lief die Ausstellung "Johannes Peter Hölzinger – Psychodynamische Raumstrukturen"  im DAM in Frankfurt, die dem Architekten Johannes Peter Hölzinger gewidmet ist. Das Museum hat den Nachlass des Architekten erworben, eine Arbeitsleistung. Allein sein Haus in Bad Nauheim birgt etwas verträumtes, wirkt luftig und verspielt zugleich. Ist der Rückzugspool in heimische Gefilde. Eine gewendelte Treppe führt bis hinauf aufs Dach. Bei Sonne zeichnen sich vielfältige Lichtspielereien an den Wänden ab, die durch zahlreiche zum Teil gerundete Fensteröffnungen in das Innere des Hauses fallen und eigenwillige Muster der Verträumtheit bilden.

 

Eine seltsame Verwegenheit schleicht sich ein, ist wie reine Poesie  -  das Haus steht zum Verkauf! Welcher Eigentümer möchte sich bedienen? Der Preis ist Nebensache   -   kleine Zimmer verteilen sich auf die vier Ecken des Hauses. Im Moment ist es noch seiner musealen Zuordnung bestimmt. Hölzinger hat sein Büro eingerichtet. Zeigt Modelle und Pläne an Interessierte seiner Arbeit. Hat edle Möbelstücke aufgestellt, eine alte Kommode aus Holz.


Dieses Haus braucht keine Hausnummer, weil jedes Kind seinen Weg nach Hause finden würde nur wegen der bildhaften Merkmale. Gegenüber der Straße ist eine Grünanlage, dessen Hang sich steil wie an einer Bergstraße hinauf windet. Bad Nauheim unterscheidet sich von seiner Umgebung. Selbst in dieser unscheinbaren Gegend ist jenes Wohlwollen spürbar, die sich abhebt. Nachbarorte könnten sich ruhig etwas mehr davon abschneiden. Das täte der Gewohnheit keinen Abbruch und würde so mancher Stadt aus ihrer in Beton gegossenen Kleinbürgerlichkeit heraushelfen. Doch nicht jede kann das verantworten.

 

Sei es der Bahnhofsvorbau, die Fabrikanlagen, der Schornstein aus Backstein oder die geformten Dächer an den älteren Bauten. Selbige könnten das Werk eines Henry van de Velde sein, der sich auf einem Zweig niedergelassen hat und Kraft seiner Einbildung der Natur frönt, die er sich auf so unvergleichliche Weise zu eigen gemacht hat. Auch Hölzinger versteht sich als bildender Künstler. Er schafft Bauten, die mehr sein wollen als nur aufgehäufter Bauklotz.

 

Es sind die leisen Töne der Poesie, die an diesem Bau ziselieren. Klänge wie auf einer gestrichenen Violine, die sich aufrichtet um als weißes standhaftes Haus zu erstrahlen  -  wer darin wohnt, weiß niemand. Bisher hat sich kein Käufer gefunden  -  öffentliche Förderung wäre eine Alternative, dann hätten vielleicht viele Besucher Zugang in das Innere. Dann fänden sich zugehörige Apps, die zum Zielort führen. Es gäbe jedoch Menschenströme, die nicht ohne weiteres verkraftbar wären. Ein feststehender Plan besteht nicht, waren die letzten Auskünfte zum Haus in Bad Nauheim. Ein Lebenswerk.

 

 www.dam-online.de

 


Johannes Peter Hölzinger gehört zu den konsequentesten und eigenwilligsten Entwerfern seiner Generation. Der 1936 in Bad Nauheim geborene Architekt studierte an der Städelschule in Frankfurt a. M. Nach einer ersten, am Spätwerk Le Corbusiers geschulten, skulpturalen Werkphase begann er bald in seiner Arbeit eine über den reinen architektonischen Entwurf hinausgehende interdisziplinäre Erweiterung anzustreben. Die Integration von Architektur und bildender Kunst war der Leitgedanke der von 1965-1982 bestehenden Werkgemeinschaft mit dem Zero-Künstler Hermann Goepfert.


Ab den achtziger Jahren entstand die Werkgruppe der Erdreliefs, einer Zwischenform aus Architektur und Landschaft. Hölzinger bezog hier den Erdkörper in seine Projekte mit ein, reagierte damit aber auch auf die immer bedrohlicher erscheinende Umweltsituation.

 

Im vergangenen Jahr feierte Johannes Peter Hölzinger seinen 75. Geburtstag. In einem Vorlass hat er dem Deutschen Architekturmuseum seinen umfangreichen Bestand an Skizzen, Zeichnungen, Modellen und Skulpturen übergeben.

 

Die Ausstellung findet im Rahmen der DAM Reihe "Architekten Rhein-Main" statt, die 2011 mit "schneider+schumacher" gestartet wurde und im kommenden Jahr mit Bollinger+Grohmann fortgesetzt wird.

 

Zur Ausstellung erscheint in der Edition Axel Menges die umfassende Werkdarstellung "Johannes Peter Hölzinger. Psychodynamische Raumstrukturen. Ein Werkbuch." mit 400 Seiten, deutsch\ englisch.


 

http://vg02.met.vgwort.de/na/2ad8c0770b4e426cbe73ce40379b3e77

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