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Freitag, 12 November 2021 15:03

Ausgezeichneter Wohnungsbau 2021

Es ist noch nicht lange her, dass die deutsche Bundesregierung im Rahmen des neuen Klimaschutzgesetzes das Erreichen der Klimaziele um fünf Jahre vorverlegt hat. Dass man auf dem Weg ins Jahr 2045 auch auf den Bausektor blickt, überrascht dabei keinen – er ist verantwortlich für gut 60 Prozent des CO2-Ausstoßes, von Ressourcenverbrauch, Materialherstellung und Transport über die Erstellung bis zum Betrieb der Gebäude. Gleichzeitig hallt der Ruf nach mehr Bauland und dringend benötigtem Wohnraum durch unsere Städte und Gemeinden. So ist mit der Frage, wie die Klimaziele eigentlich erreicht werden wollen, untrennbar die Frage verbunden, wie künftig gewohnt werden soll.

 

Die Maßnahmen für die angestrebte CO2-Neutralität betreffen den Bausektor dabei in unterschiedlicher Weise. Konkrete Richtlinien für Gebäude und Quartiere – wie Energieeffizienz oder nachhaltige Materialien und Konstruktionsweisen – gehören ebenso dazu wie die berechtigte Forderung nach dem verstärkten Blick auf den gesamten Lebenszyklus und die graue Energie eines Gebäudes, auf Lowtech-Gebäudetechnik, auf Umnutzung wie auch auf Rückbau statt einfach nur auf Abriss zu setzen. Dazu zählen Prinzipien wie Cradle-to-Cradle, Upcycling und Urban Mining. Die Müllmengen, die bei einem Abriss und generell auf den Baustellen entstehen, spielen dabei eine nicht minder relevante Rolle.

 

Nachhaltiger Materialeinsatz kann dennoch funktionieren: Für das Ensemble „M GRUND Social Housing Mühlgrund“ in Wien kamen wartungsarme Materialien zum Einsatz, Verbundkonstruktionen wurden ausgeschlossen und durch eine Bauweise mit vorgefertigten Elementen wurde nicht nur Bauzeit, sondern auch Müll auf der Baustelle reduziert. Die damit einhergehende Kostenreduktion erlaubt Bauherren Spielraum bei der Planung, ermöglicht beispielweise Gemeinschaftsflächen, wie im Holzbau „Walden 48“ in Berlin.

 

Meist steht bei der Diskussion um Klimaneutralität der urbane Raum im Fokus, in Deutschland leben rund 70 Prozent der Bevölkerung in Mittel- und Großstädten. Rechnet man die „größeren Kleinstädte“ mit über 10.000 Einwohnern ein, sind es rund 86 Prozent. [1] Dem gegenüber steht nach wie vor das Bedürfnis nach „Wohnen im Grünen“ im Eigenheim, das sich pandemiebedingt noch verstärkt hat. Dass die Antwort nicht die Einfamilienhaussiedlung weit außerhalb am Stadtrand sein muss, zeigt das Projekt „Mehrfamilienhäuser Allensbach“, wo eine Nachverdichtung mitten im Ortskern der Kleinstadt mit einem hohen Anspruch an die Gestaltung der Außenbereiche verbunden war. Aber auch in Großstädten ist das kleinmaßstäbliche Eigenheim mit Garten realisierbar: In Hamburg lassen die „Stadthäuser Finkenau“ die Tradition der Stadthäuser mit Gärten gekonnt aufleben – und dies nicht nur als Einfamilienhaus, auch als Häuser mit Raum für zwei Familien.

 

So geht es nicht nur darum, „wie“ zukunftsgerecht, sondern es geht auch um das „wo“ bauen. Revitalisierung, Umnutzung, Nachverdichtung, Innenentwicklung und die „Stadt der kurzen Wege“ sind ebenso dringende Forderungen wie die Vermeidung von Flächenfraß. Geht der Blick zwar oft in Richtung Stadt, ist doch der ländliche Raum nicht weniger relevant. Gerade in kleinen Gemeinden verwaisen die Ortskerne, da außerhalb die Neubaugebiete mit Einfamilienhäusern und Versorgungszentren wie auch die benötigte Infrastruktur entstehen. Neue Flächen werden versiegelt, während in der Dorfmitte der historische Bestand dem Verfall überlassen bleibt. Dabei muss dies nicht sein: Förderprogramme des Bundes und der Kommunen bieten Unterstützung – das „Oberschätzlhaus in Gars a. Inn“ steht beispielhaft für diesen Weg.

 

Zukunftsfähiges Bauen führt zu einer Transformation der Städte und des ländlichen Raums und damit auch zu anderen Formen unseres Wohnens und Zusammenlebens. Denn was bedeutet Nachverdichtung nicht nur im Planerischen, sondern auch im gesellschaftlichen und sozialen Kontext? Stadt und Land sind dabei keine Gegensätze, sondern müssen gemeinsam gedacht werden. Zumal es die gleichen Fragen zu beantworten gilt – von der Bodenfrage über wirtschaftliche Aspekte bis zum Substanzerhalt, von Durchmischung bis zum Umgang mit privaten, öffentlichen und halb-öffentlichen Räumen. Und gerade für letztere fallen die Antworten gar nicht mal so unterschiedlich aus: Das Neubauensemble „Schlösslipark“ bei St. Gallen öffnet sich mit einem Gewerbebereich Erdgeschoss zum Quartier, während die Baugemeinschaft des „Shared Space Malmöer“ in Berlin den alten Kiezladen zurück in das Gebäude holt. Oder im größeren Maßstab die Integration eines Hotels im Rahmen der Umnutzung der ehemaligen Postverwaltung in Bern zur „SBG Schönburg“.

 

Wohnungsbau ist eine gesellschaftliche Aufgabe: Einerseits geht es um unseren Lebensraum, andererseits müssen Veränderungen von uns mitgetragen werden. Gerade in den Städten bedeutet Nachverdichtung ein Austarieren der Flächennutzung. Die Qualität des Raums gilt es zu erhalten und Konflikte um Platz, Lärm und Luft zu vermeiden. Architektur kann dabei einen wesentlichen Beitrag leisten, Prozesse in Gang bringen. Teilhabe ist einer der Schlüssel, um Identitätsbildung zu fördern und Infrastrukturen für ein soziales Miteinander zu schaffen. Wie bereichernd gerade ein vielseitiges Zusammenleben gelingen kann, zeigt die Wohnhausanlage „Die drei Schwestern“ in Wiens Seestadt Aspern.

 

Partizipative Prozesse erlauben, Problemfelder vorzeitig zu erkennen, und durch frühzeitige Einbindung entsteht mehr Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen und Verständnis für baukulturelle Themen zu entwickeln. Baugemeinschaften sind hierbei inzwischen ein städtebauliches Entwicklungsinstrument. Man weiß um das Potenzial einer während des Bauprozesses gewachsenen Gemeinschaft, die später integrativ ins Quartier wirkt. Nicht selten werden innovative Konzepte dieser Gruppen von den Städten aufgegriffen und in die Stadtentwicklung gespielt.

 

Die 50 „Wohnbauten des Jahres 2021“ – erstmals aus dem gesamten deutschsprachigen Raum – zeigen die Vielseitigkeit aktueller Bauaufgaben und den Anspruch aller Beteiligten, neue und andere Lösungen zu finden. Dabei ging es nicht um „Fertigstellung 2021“, vielmehr spiegelt die Auswahl die Themen wider, die aktuell den Diskurs bestimmen. Manch ein Projekt mag den impulsgebenden Aspekt vielleicht erst auf den zweiten Blick offenbaren. Dass vermehrt Projekte mit partizipativen Konzepten unter den Gewinnern sind, war ebenso wenig geplant wie die Vergabe von zwei ersten Plätzen. Die sich als Gewinner herauskristallisierenden Projekte „ortsverbundenheit“ und „Gleis 21“ überzeugten nicht nur aufgrund ihrer beispielhaften Wirkung, sondern gerade auch in dieser unerwarteten Dualität – die urbane Antwort im ländlichen Raum gegenüber der Idee, das „Dorf in die Stadt zu bringen“. Stadt und Land als gemeinsame Zukunft des Wohnungsbaus.

 

Bei Entwicklung und Erhalt unserer gebauten und natürlichen Umwelt sind alle gefragt, und zwar gemeinsam. So möchte der Wohnungsbau Award ermutigen – Entwickler, Entscheider, Planende wie zukünftige Bewohner – weiterhin neue Konzepte zu denken und andere Wege zu gehen. Denn um eine Antwort auf den Wohnungsmangel zu finden und dabei sozialen, ökologischen wie auch ökonomischen Aspekten gerecht zu werden, braucht es kein Umdenken. Gebraucht wird ein gänzlich anderes Denken.

 
Meldung: Cornelia Hellstern, Callwey Verlag, München
 

Seit 2020 wird die Innenstadt der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Kiel durch den Holstenfleet belebt, der vorher „Kleiner Kiel-Kanal" hieß. Dieser wurde mit über 5 km Kebony Holz fertiggestellt und preisgekrönt – ausgezeichnet mit dem Deutschen Landschaftsarchitektur-Preis. Geplant wurde das Projekt von bgmr Landschaftsarchitekten aus Berlin, für die Ausführung war Erwin Rumpf Garten- und Landschaftsbau verantwortlich.

 

Das Holstenfleet ist an den vielen Sonnentagen im April zum beliebten Treffpunkt in Kiels neuer Mitte geworden. Auch bundesweit kommt die neugestaltete Holstenbrücke sehr gut an: Im Wettbewerb um den Deutschen Landschaftsarchitektur-Preis 2021 erhielt das Bauwerk mit dem Arbeitstitel Kleiner Kiel-Kanal und dem heute genutzten Namen Holstenfleet die Auszeichnung in der Kategorie „Öffentlicher Raum als Zentrum“. Die Ehrung wird voraussichtlich im Oktober in Berlin stattfinden.

 

Kiels Baudezernentin Doris Grondke freut sich sehr über die Auszeichnung des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten: „Sie ist der hervorragende Beweis, dass es richtig ist, qualitätsvoll zu planen und zu bauen. Das Holstenfleet wird von den Menschen als Ort des Verweilens angenommen und gleichermaßen von den Fachleuten gelobt. Der lange und mitunter steinige Weg hat sich gelohnt. Das Holstenfleet trägt zur Belebung und Attraktivierung der Kieler Innenstadt und zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts bei.“

 

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Kleiner Kiel Kanal, Foto (c) René Sievert

 

Das kann Oberbürgermeister Ulf Kämpfer nur bestätigen. Er verweist auf die bald eröffnenden Gastronomiebetriebe direkt am Holstenfleet und die weit fortgeschrittenen Bauarbeiten für Hotel, Boardinghaus und Wohnungen am Berliner Platz. Kämpfer: „Kiels neue Mitte hat sich auch als Magnet für Investitionen erwiesen. Wir haben mit dem Holstenfleet etwas angestoßen, von dem die Kieler Innenstadt noch lange profitieren kann: ein entspannter maritimer Stadtplatz, neue Gastronomiebetriebe, ein Hotel, neue Wohnungen, neues Leben. Als nächstes schauen wir nun, wie wir auch die Holstenstraße erfolgreich umgestalten können.“

 

Gewählt wurde für die Holzbereiche ein norwegisches Holzprodukt. Kebony ist pflegeleicht und haltbar – perfekt für öffentliche Bereiche wie den Holstenfleet, für die nur wenige Pflegeintervalle eingeplant werden können. Marcell Bernhardt, Deutschlandchef Kebony: „Der Holstenfleet ist auch eines unserer Lieblingsprojekte gewesen – wie toll, dass der Preis in eine Stadt geht, die mit der Fähre Kiel-Oslo eine direkte Verbindung in die norwegische Heimat unseres Holzes hat. Wir werden bei Besuchen vor Ort sicherlich viele Landschaftsarchitek:tinnen davon überzeugen können, wie gut Kebony in den öffentlichen Raum passt!“

 

Dort, wo heute das Holstenfleet zum Flanieren und Entspannen einlädt, war früher einmal die Holstenbrücke. Die Stadt Kiel forderte eine moderne, einladende, nachhaltige und zukunftsweisende Umsetzung für die Neugestaltung. In der Umgebung des Holstenfleets entstehen in den kommenden Jahren über 100 Wohnungen, 90 Apartments, zahlreiche Geschäfte, Gastronomie und zwei Hotels. Für die Wege, Flächen und Sitzbänke wurde Kebony Character eingesetzt. Auf über 5 km Kebony können die Besucher spazieren gehen und sich dann direkt am Fleet auf dem haltbaren Holz ausruhen. Kebony Produkte bestehen aus FSC-zertifizierter Waldkiefer, die mit Bio-Alkohol behandelt wurde. Die patentierte Technologie verändert dauerhaft die Zellstruktur des Holzes und schafft ein einzigartiges Holzprodukt mit hervorragender Stabilität, minimalem Wartungsaufwand und langer Lebensdauer.

 

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Kleiner Kiel Kanal, Foto (c) René Sievert

Ausgeklügelte Technik im neuen Zentrum

 

Mit dem Projekt verfolgt die Stadt Kiel das Ziel die vormals als ÖPNV-Knotenpunkt und Durchgangsstraße genutzte Holstenbrücke zu einer Platzfläche mit hoher Aufenthaltsqualität umzugestalten. Durch Herstellung zweier raumgreifender Wasseranlagen konnte das Motiv einer historischen Wasserverbindung wiederbelebt werden. Wo noch vor wenigen Jahren Fußgänger in Randbereiche eines Kreisverkehrs gedrängt wurden oder den autogerechten Straßenraum durch eine dunkle Passage umgingen, wird heute unter freiem Himmel am Wasser und auf Kebony Holz flaniert.In enger Bindung zur bestehenden Fußgängerzone ist ein entspannter, moderner Stadtplatz entstanden. Die ehemalige Barriere im Stadtzentrum hat sich zu einem wichtigen Freiraumgelenk entwickelt. Die Holstenbrücke wird so wieder zur Bühne des öffentlichen Lebens. Die aus zwei Becken bestehende Wasserfläche verbindet zumindest optisch den Bootshafen und den Kleinen Kiel. Das Fleet ist 170 Meter lang und 9,5 Meter breit. Ein pfiffiges Reinigungssystem die angestrebte Wasserqualität dauerhaft erhalten. Es ist eine Mischung aus bepflanzten Bodenfiltern, mechanischen Filtern und technischen Anlagen, die dafür sorgen, dass das Wasser in den Becken des Holstenfleets in einem Kreislauf umgewälzt und dabei ständig gereinigt wird.

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Das Holstenfleet in der Kieler Innenstadt

Foto (c) Mona Taube/ Lh Kiel

Mit dem seit 1993 alle zwei Jahre vergebenen Deutschen Landschaftsarchitektur-Preis werden beispielhafte Projekte und deren Planer*innen ausgezeichnet. Gewürdigt werden herausragende, auch konzeptionelle Planungsleistungen, die ästhetisch anspruchsvolle, innovative, ökologische Lösungen aufweisen. Der Erste Preis 2021 ging an den Westpark Augsburg. Neun weitere Projekte – darunter das Kieler Holstenfleet – erhielten eine Auszeichnung in jeweils einer Kategorie.

 

Auszeichnungen in folgenden Kategorien

Öffentlicher Raum als Zentrum
Kleiner Kiel-Kanal – Holstenfleet Kiel, Entwurfsverfasser: bgmr Landschaftsarchitekten GmbH, Berlin.
Wohnumfeld
Park Mitte, Hamburg-Altona, Entwurfsverfasser: Krebs und Herde Landschaftsarchitekten, Winterthur/Schweiz.
Landschafts- und Umweltplanung / Landschaftserleben
Baumkirchen-Mitte, München, Entwurfsverfasser: mahl ∙ gebhard ∙ konzepte Landschaftsarchitekten bdla Stadtplaner, München.
Sport, Spiel, Bewegung
Schulen am See, Hard (Österreich), Entwurfsverfasser: TERRA.NOVA Landschaftsarchitektur, München.
Landschaftsarchitektur im Detail
Natur in Wassertrüdingen, Entwurfsverfasser: PLANORAMA Landschaftsarchitektur, Berlin.
Klimaanpassung
Klimawäldchen am Wollhausplatz, Heilbronn, Entwurfsverfasser: Stadt Heilbronn, Grünflächenamt.
Historische Anlagen
Stadtentwicklung Eutin, Entwurfsverfasser: A24 Landschaft Landschaftsarchitektur GmbH, Berlin.
Digitale Innovation
Sommerinsel – Die Landschaft aus der digitalen Matrix, Heilbronn, Entwurfsverfasser: LOMA architecture landscape urbanism, Kassel
Atmosphärische Räume
Ergänzender Museumsumbau am Peter-August-Böckstiegel-Haus, Werther (Westf.), Entwurfsverfasser: Planergruppe GmbH Oberhausen, Essen.Die Preisverleihung

 

Am Freitag, 13. Mai 2022 findet am Abend im Allianz Forum am Pariser Platz in Berlins Mitte die Verleihung des Ersten Preises und der Auszeichnungen im Wettbewerb um den Deutschen Landschaftsarchitektur-Preis 2021 statt.

 

Meldung: Landeshauptstadt Kiel und Kebony AS, Oslo

Dienstag, 31 August 2021 11:14

LAND RETTER


Buch und Regie: Gesa Hollerbach (BRD) Dokumentarfilm der in Episoden über gravierende Probleme der Landbevölkerung berichtet



Kinostart 01. Juli 2021: Die letzte Schule ist geschlossen, jedes zweite Haus steht leer, weit und breit nur Rapsfelder. Und die Menschen stehen irgendwann vor der Entscheidung – bleiben oder gehen? „Landretter“ spürt unterschiedlichen gesellschaftlichen Phänomenen nach, die der Strukturwandel auf dem Land mit sich bringt und folgt über den Zeitraum von mehreren Jahren vier Menschen, die dem Landleben ungewöhnliche Impulse geben: die Bürgermeisterin im sächsischen Seifhennersdorf gerät zwischen die Fronten, als Eltern durch illegalen Protestunterricht die Schließung der örtlichen Mittelschule verhindern wollen. Eine Bäuerin aus dem Allgäu geht in die Politik und versucht im Europäischen Parlament Druck zu machen gegen Landkonzentration in Europa. Und ein Astronom aus Österreich kämpft für den Schutz des Naturhimmels, indem er gemeinsam mit einem Gastwirt ein kleines, unbekanntes Dorf zum Weltkulturerbe erklären lassen will. Alle vier haben völlig verschiedene Hintergründe, sie verbindet jedoch der feste Glaube an die Kraft des Einzelnen und die Courage, mit ihrem Handeln Neuland zu betreten. Der Film taucht ein in ihren persönlichen Mikrokosmos und zeigt, was dem Niedergang auf dem Land entgegengesetzt werden kann. Dabei erzählt er eine zutiefst europäische Geschichte – denn in ganz Europa stehen die Menschen auf dem Land vor vergleichbaren Herausforderungen.


 

Dienstag, 31 August 2021 09:49

Wem gehört mein Dorf?

Regie: Christoph Eder (BRD) Spannender Dokumentarfilm mit viel Gegenwind bei Wachstum und Investitionen im Ostseebad Göhren auf Rügen

Kinostart 12. August 2021: Als die letzte unberührte Küste bebaut werden soll und das einzigartige, malerische Naturschutzgebiet in Gefahr ist, regt sich deutlich der Unmut unter einigen Bürger*innen. Seit Jahren dominiert eine Gruppe von Männern, die „Vier von der Stange“ den Gemeinderat. Sie unterstützen sämtliche Projekte eines millionenstarken Bauinvestors aus Nordrhein-Westfalen, der in Göhren nach der Wende so viele Hotels und Ferienhäuser baute wie kein anderer. Die engagierten Göhrener Nadine und ihr Vater Bernd erkennen schnell, dass sie nur gemeinsam mit Gleichgesinnten etwas ändern können. Sie gründen eine Bürgerinitiative und treten bei der Kommunalwahl an. Schaffen sie es, sich gegen das Geld und die Mächtigen zu stellen und ihr Dorf in eine andere Zukunft zu führen?

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Diese Frage beantwortet der Film und bleibt durchgängig bei der Sache, schweift nicht ab und verläuft so ins Leere, sondern erzeugt einen Spannungsverlauf durch die politische Stellungnahme Einzelner und Mehrerer, die sich den Mut genommen haben, das Wort gegen diejenigen zu erheben, die scheinbaren Wohlstand und Investitionen nach Göhren gebracht haben. Doch Wohlstand ist nicht alles, die Vorzüge der kapitalistischen Gesellschaft können auch nach hinten losgehen und gewaltige Nachteile mit sich bringen. Der individuelle Entscheidungswille der Göhrener Bürger und Bürgerinnen darf durch unsolide Euro-Spekulationen nicht ins Hintertreffen geraten, lautet die Forderung dagegen. Die Bürger der Gemeinde Göhren sind aufgerufen dem bevorstehenden Unglück etwas entgegenzustellen. Die Ausschlachtung der örtlichen Ressourcen und seiner naturbelassenen Umgebung durch nicht in die Landschaft passende Hotel- und Klinikneubauten darf nicht passieren. Großinvestoren lassen die nötige Rücksicht vermissen beim Landschaftsschutz. Ein Kapital, das letztlich unbezahlbar ist und jedem Hotel- oder Klinikpanorama ethisch entgegenstehen dürfte.

Nadine Förster ist in Göhren aufgewachsen und war jahrelang in der ganzen Welt unterwegs, um dann wiederzukommen. 2014 gründete sie zusammen mit anderen Bürger*innen und ihrem Vater die Bürger-initiative „Lebenswertes Göhren”. Sie ist die führende Kraft der Wähler*innengruppe “Bürger für Göhren”. Bernd Elgeti lebt schon immer in Göhren und setzt sich seit über 40 Jahren für den Na-turschutz ein. Er und seine Tochter Nadine Förster sind zusammen die führenden Köpfe der Bürgerinitiative. Bernd will die wunder-schöne Natur im Biosphärenreservat rund um Göhren unbedingt erhalten und vor der Zerstörung durch Tourismusprojekte schützen.

Laufzeit: 96 Minuten, Deutschland 2021 / DCP / 1,78:1 Farbe Deutsch, Verleih: jip film & verleih  Filmwebsite…

Buch & Regie: Christoph Eder
Mit: Nadine Förster, Bernd Elgeti, Markus Pigard, Wolfgang Pester, Wilfried Horst, u.a.
Kamera: Domenik Schuster
Ton: Michael Holz, Ludwig Müller
Filmmusik: Anna Kühlein
Schnitt: Patrick Richter Producerin: Claritta Kratochwil
Produzenten: Marcel Lenz, Guido Schwab – ostlicht filmproduktion
Koproduzenten: Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF
Rundfunk Berlin-Brandenburg
Gefördert von: Mitteldeutsche Medienförderung (MDM)
Medienboard Berlin-Brandenburg (MBB)
Verleihförderung: MDM, Film- und Medienförderung Mecklenburg-Vorpommern

Der Film zeigt auf, welche Gegensätze aufeinanderprallen beim Versuch die eigene Heimat vor willkürlicher Vernichtung zu beschützen. Die Auseinandersetzungen gehen so weit,  indem Einwohnern der Gemeinde untersagt bleibt, einfach zu behaupten, diese Form der Investitionen ziehen Wohnraumvernichtung im Ort nach sich. Es gibt immer weniger Wohnungen in Göhren, da vorhandene in Ferienwohnungen und Hotels umgewandelt werden.  Darunter leiden die Einheimischen. Alles in allem eine einseitige Sichtweise, die durch sinnentleerte Umstrukturierung und ungewollte Neubebauung verursacht wurde. Aus landschaftlicher Vielfalt mit ausgedehnten Naturräumen entlang der Ostseeküste entstehen immer mehr die Inseln des Kapitalismus, welche Räume der Monotonie und Ohnmacht zur Folge haben. Diesen Gedanken zeichnet der Film mit seinen Stilmitteln konsequent nach, vermittelt die rege Diskussion, die in Form von Bürgerinitiativen und Akteuren viel Raum dazu gibt, sich gegen Missstände zu organisieren.   

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Ein ähnlicher Film ist “LANDRETTER” (2021) von Regisseurin Gesa Hollerbach, der sich mit einer ebenso prekären Problematik innerhalb der Landbevölkerung befasst, aber meiner Meinung nach nicht so konsequent den Faden des Protests gegen die Verursacher  der Missstände verfolgt, sondern durch mehrere völlig unterschiedliche Episoden versucht, eine Form der Vielgestaltigkeit in den Dokumentarfilm zu bringen. Sie beklagt vor allem Investitionsmangel, Leerstand und Bauverfall bei alten Häusern. Hier ist die Doku “WEM GEHÖRT MEIN DORF?” szenisch eindringlicher gefasst, das Erinnerungsvermögen und die Abläufe innerhalb der Gemeinde sind nachhaltiger und bleiben deshalb stärker im Gedächtnis verankert.   

Siehe auch: Interview mit dem Regisseur Christoph Eder

Baubetrieb

Die Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) erhält ein neues Mehrzweck- und Seminargebäude mit 3.900 m2 Nutzfläche. Der Rohbau ist weitgehend fertiggestellt. Zum Online-Richtfest haben Angela Dorn, Hessische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst (HMWK), und der Frankfurter Planungsdezernent Mike Josef gratuliert.  weiterlesen         
Dienstag, 10 August 2021 17:19

Der schnelle Weg zur Baugenehmigung

Handbuch

Die Bauaufsicht Frankfurt hat eine aktualisierte Neuauflage ihres Handbuchs „Der schnelle Weg zur Baugenehmigung“ herausgegeben. Bereits die ersten Auflagen des Handbuchs waren bei den Kundinnen und Kunden als praktische Arbeitshilfe sehr beliebt. Die Bücher sind aber seit einiger Zeit vergriffen. Daher wurden die jüngsten Novellierungen der Hessischen Bauordnung 2018 und 2020 zum Anlass genommen, das Handbuch vollständig zu überarbeiten.. weiterlesen         
Dienstag, 10 August 2021 17:02

Weltweiter Bauboom trotz Corona

Studie

Die weltweite Bautätigkeit wurde im vergangenen Jahr weniger stark als viele andere Branchen von den teils massiven Auswirkungen der COVID-19-Pandemie betroffen – das zeigt die neue Studie “Global Powers of Construction” von Deloitte. Dennoch: Der Anstieg staatlicher Krisen-Ausgaben sowie eine höhere Staatsverschuldung in zahlreichen Ländern könnte zu einer Verlangsamung anstehender Infrastrukturinvestitionen führen und so die Wachstumsaussichten der Branche für die kommenden Jahre beeinträchtigen. weiterlesen         

Alte Baukunst und neue Architektur

von Günther Fischer
Birkhäuser Verlag, Basel
1. Auflage, 2018
gebunden, 288 Seiten

40 farbige Abb.

Größe: 18,5 x 11,7 x 2,5 cm

ISBN: 9783035616194 

auch als ebook
ISBN: 9783035616224 

Urbane Utopien

Eine raumphänomenologische Analyse des Stadtmythos bei Ernst Jünger

von Marion E. Preuß

Schwabe Verlag, Basel

1. Auflage, 2020

Broschiert, 392 Seiten

Größe: 22,1 x 15,1 x 3.2 cm

ISBN: 978-3-7965-4210-7 

Faschismus und Architektur

Max Bächers Auseinandersetzung mit Albert Speer | CCSA Topic
von Frederike Lausch
herausgegeben von der Wüstenrot Stiftung und dem CCSA
mit einem Vorwort von Oliver Elser und Philip Kurz
Gestaltung: Matter of (MO-P-072), Stuttgart
Broschur, 276 Seiten, zahlr. Abb.
Sprache: Deutsch/ English

Größe: 16 x 23 cm
ISBN 978-3-944425-15-3 

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