Ein informatives Sachbuch, das sich auf ein Gebäudeensemble, der gallo-römischen Villa in Reinheim bezieht. Das großzügige Landgut befindet sich dort im Archäologiepark. Die zeitliche Einordnung der Villa wird auf das 1. Jahrhundert n. Chr. datiert. Die Blütezeit war im 2. und 3. Jh.
Die Publikation nimmt einerseits Bezug auf bronzezeitliche Vorläuferepochen nach der römischen Okkupation im Saar-Mosel-Raum. Doch sie nimmt auch Bezug auf die frühmittelalterliche Epoche danach. Insofern bildet das Gesamtbild ein interessantes Spektrum historischer Bezüge, die nacheinander in Folge standen und somit erkennen lassen, in welcher Gesellschaft die Menschen damals lebten.
Das Buch ist knapp bemessen, umfasst 96 Seiten. Umso reicher ist die Bebilderung, die sehr viel Aufschluss über den Bauzusammenhang der Villa mit Wirtschaftshof gibt. Insgesamt bleibt die Bilder-zu-Text Relation ausgeglichen. Es entsteht nicht der Eindruck des umfangreichen Bildbandes. Vielmehr wird mit Abbildungen, Illustrationen und Text eine sachliche Bestandsaufnahme gesucht. Es entsteht der Eindruck der wissenschaftlichen Aufarbeitung, insofern dürfte die Ausgabe in so mancher Fachbibliothek ihren Platz finden.
Zum Inhalt zählen zahlreiche Befundskizzen ebenso die Rekonstruktion der Grundrisse. Die abgebildeten Fotografien stellen die reichhaltige Fundsituation dar. Neben einer Vielzahl an Artefakten wurde auch das metallene Visier eines Reiterhelms gefunden. Das Buch bietet einen soliden Gesamtüberblick: Luftaufnahmen, Kartierungen und Animationen der Gebäude ergänzen das Bild des Landguts. Das Hauptgebäude hat einen länglichen Grundriss mit Seitenflügeln.
Die Villa verfügte über einigen Komfort, das ist ziemlich sicher. So gehört zur ihr ein eigener Badtrakt. Das herrschaftliche Landgut ist etwa 2600 m² groß und das Hauptgebäude war mit über 50 Räumen ausgestattet. Die Gesamtfläche der Anlage umfasste 7 ha.
Die Bauform der Reinheimer Villa, welche über ein vorgelagertes längsaxiales Hofareal verfügt, findet sich vor allem in gallischen und einigen germanischen Provinzen. Die Entwicklung der längsaxialen Bauweise ausgehend von einheimischer Holz-Fachwerkbauweise bis hin zur Stein-Ziegel-Architektur lässt sich an anderen Bauwerken bis ins 1. Jh. v. Chr. zurückverfolgen. Letzteres zeichnet mediterrane Ursprünge nach. Bereits so früh bestand eine Trennung zwischen der Villa urbana und der Villa rustica.
Mitte des 1. Jh. n. Chr. erfolgte der Ausbau des Hauptbaus zu einem Steingebäude mit Keller. Im Westflügel der Villa findet sich auch das Hypokaustum. Das ist eine Warmluftheizung, bei der ein umschlossener Raum, meist im Keller liegend, mit warmer Luft durchströmt wird, der aber im Vergleich zu einem Heizkörper eine niedrige Oberflächentemperatur hat. Als massive Wärmeträger werden hierbei vor allem Fußböden oder Wände eingesetzt, aber auch massive Sitzbänke oder andere Bauteile kommen vor.
Die Überreste der Villa wurden zuerst 1987 freigelegt, konserviert und dann punktuell rekonstruiert. Mit diesem Band liegt erstmals eine Übersicht vor. Zugleich dient er auch als Führer durch die Anlage im Europäischen Kulturpark Bliesbruck-Reinheim.